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ferdinand von bayern
* 6. Oktober 1577 in München † 13. September 1650 in Arnsberg
Erzbischof von 1612 bis 1650, außerdem Fürstbischof von Hildesheim,
Lüttich, Münster und Paderborn
Ferdinand war schon früh von seinem Vater für die geistliche Laufbahn
vorgesehen. 1 8 , im Alter von neun Jahren, wurde er, wie sein Bruder Philipp
Wilhelm, auf das Jesuitengymnasium in Ingolstadt geschickt. Die Erziehung
durch Jesuiten hat Ferdinands spätere gegenreformatorische Haltung stark
geprägt. Sein Onkel, Erzbischof Ernst von Bayern, hatte zwar in Kurköln
gegenreformatorische Maßnahmen eingeleitet, aber sein persönlicher
Lebenswandel entsprach nicht dem Geist des Reformkonzils von Trient.
Deshalb wurde ihm der fromme Ferdinand auf päpstlichen Wunsch bereits
1591 als Koadjutor zur Seite gestellt. Nach Ernsts Tod 1612 wurde er in allen
Bistümern seines Onkels mit Ausnahme Lüttichs ebenfalls bestätigt. Außerdem
war er ab 1618 auch Bischof von Paderborn. Er erhielt jedoch nie die Priester-
oder Bischofsweihe. Ein Grund dafür war, dass sein Bruder Maximilian als
Kurfürst von Bayern lange ohne Erben blieb. Um notfalls dessen Nachfolge
in Bayern antreten und eine Ehe eingehen zu können, verzichtete er auf die
höheren Weihen. Im 30jährigen Krieg stand er als Mitglied der katholischen
Liga ganz auf Seiten Bayerns. Gegen Ende des Kriegs entwickelten sich die
Gebiete Kurkölns aber zu einem Tummelplatz schwedischer, französischer,
kaiserlicher und spanischer Kriegshaufen. Während Ferdinands Herrschaft
und unter seiner maßgeblichen Förderung wurden die Hexenprozesse mit
besonderer Heftigkeit durchgeführt. Unter seinen Herrschaftsgebieten
bildete das kurkölnische Westfalen eine Kernzone der Hexenprozesse in
Deutschland. Hier fand die reichsweit größte Hexenverfolgung statt. Fast
alle Anklagen endeten mit einem Todesurteil. Ein breites Aufflammen dieser
fragwürdigen Prozesse von 1626 bis 1631 kostete nachweislich etwa 574
Angeklagten im Herzogtum Westfalen das Leben. Ferdinand verstarb am
13. September 1650 in Arnsberg. Er wurde vor der Dreikönigenkapelle im
Inneren des Kölner Doms beigesetzt.
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3166 Silbergussmedaille o. J. (um 1612), unsigniert, Modell vermutlich von P. Zeggin oder A. Abondio. Büste rechts /
Gekröntes Kreuz mit Lorbeer- und Palmzweig über liegendem Löwen. Weiler 428; Wittelsbach 1030 (Gold). 9,45 g.;
30 mm. Altgeglättet und Vergoldungsreste, alter, sehr schöner Guss 2 0,--
Ex Auktion Künker 229, 2013, Nr. 5563
3167 Schüsselpfennig o. J. (1631), Arnsberg, für das Herzogtum Westfalen. [FER]DINAND.D:G.A.E.C. Westfalenross steigt
links. Noss 298 a. 0,18 g. Selten Prägeschwäche, sehr schön 100,--
Ex Auktion Münz Zentrum 107, 2001, Nr. 3472
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