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und schließlich vom Quadrans bis zum Sesterz sowie Goldstatere und Aurei u.v.m. Die Erhaltung der
Münzen ist herausragend, wenngleich nicht alle Stücke vorzüglich genannt werden können; jedoch
sind sie sehr sympathisch in schöner Tönung oder mit guter Patina und ästhetisch ansprechend,
meistenteils gut zentriert und die Legenden lesbar. Es war nicht nur die Geschichte der Münze, also
wo und wann, in welchem historischen Zusammenhang und mit welchem propagandistischen Hin-
tergrund sie geprägt wurde, die E. Plümacher interessierte, sondern er interessierte sich ebenso für
die Zeit der Münze, von ihrer Prägung und der Zeit ihres Umlaufes bis hin zu dem Moment, in dem
er sie erwarb: So faszinierte ihn ebenso die Geschichte der Familie d’Este auf einem Dupondius des
Augustus (Lot 7) oder die Herkunft der frühen Tetradrachme von Syrakus aus der Hermitage
in St. Petersburg (Lot 0 ). Ihn interessierten und amüsierten die Geschichten von Sammlern wie
Häberlin, Niggeler, Nicolas u.v.m., Firmen wie Münzen und Medaillen AG Basel, F. Sternberg Zürich,
Naville Ars Classica u. a.
Oft besuchte ich ihn und seine Frau in Berlin. In einer Altberliner Wohnung mit zahllosen Büchern
wurde ich immer sehr gastfreundlich aufgenommen. Wir schauten uns die Münzen an, wir verglichen,
wir diskutierten, wir schweiften ab, wir tranken Wein, und wir freuten uns aneinander. So erfuhr ich,
dass ihn die Faszination von Münzen schon in frühester Jugend erfasst hatte; so war sein erstes Stück
der Republikdenar von Piso (Lot ) in nur mäßiger Qualität. Diese Münze hatte er in den 9 0er
Jahren als Gymnasialschüler erworben. Dieses Stück blieb vom ersten bis zum letzten Tag in seiner
Sammlung, obgleich er es mir einmal zum Wiederverkauf in Kommission mit ein paar anderen Stü-
cken gegeben hatte. Im Wissen um die Bedeutung des erst erworbenen Stückes hielt ich es zurück und
tatsächlich kam eines Tages der bange Anruf, ob ich dies Stück noch hätte, und als ich bejahte, hörte
ich große Erleichterung in seiner Stimme, und der Denar wurde wieder in seine Sammlung integriert.
Nach seiner Pensionierung im Jahre 00 wollte er nicht ruhen, sondern sich seiner Sammlung wid-
men und zwar mit der Genauigkeit, mit der er die Jahrzehnte zuvor seine wissenschaftlichen Artikel
verfasst hatte. Da er nun zeitlich ungebunden war, besuchte er mich einige Male im Schwarzwald.
Viele und lange Gespräche führten dazu, dass wir ein Konzept erarbeiteten, wie er seine Sammlung
am besten selbst dokumentieren konnte: Gemeinsam entwickelten wir ein Formular für die Münzen.
Jedes einzelne Stück wurde gewogen, vermessen und die Stempelstellung ermittelt, dann die Beschrei-
bung mit den jeweiligen Umschriften detailliert aufgenommen, die Prägeherren, die Münzstätte und
die Datierung anhand der jeweiligen Literatur ermittelt. Nach Provenienzen wurde gesucht und diese
aufgenommen, nachdem sie alle sorgfältig nachgeprüft wurden, ebenso wie die Literaturangaben.
Die Untersuchungen setzte er im Münzkabinett in Berlin fort. Zuhause wurden in unendlichen Stun-
den die Formulare von seiner Frau geduldig und akkurat in den Computer eingegeben.
Mögen die Münzen bei ihren neuen Besitzern eine ebensolche Freude hervorrufen wie bei dem
Sammler und der Katalog dazu beitragen, die Freude zu mehren.“
Dr. Martina Dieterle, Schenkenzell
„Dr. Eckhard Plümacher war annähernd vier Jahrzehnte treuer Kunde unserer Münzhandlung. Er hat
in dieser langen Zeit mit einigen Numismatiker-Generationen in unserem Haus manch historisch-nu-
mismatische Diskussion zu einem Sammelgebiet antiker Prägungen geführt. Unvergessen sind uns sei-
ne Besuche in Düsseldorf, bei denen er bei der Sichtung antiker Schätze aus althergebrachter Tradition
in den Genuss kam, seiner Raucherpassion nachzugehen – und das als bis heute einziger Kunde der
Firma Ritter.
Die familiäre Verbindung zum Rheinland hat ihn in regelmäßigen Abständen immer wieder zu uns
geführt. Sein verschmitzter und hintergründiger Humor wird uns in schöner Erinnerung bleiben.
Mit Herrn Dr. Plümacher hat die numismatische Welt einen enthusiastischen und vor allem versierten
Münzkenner erster Güte verloren.“
Jürgen Kühnen, Düsseldorf
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