Page 8 - Peus Nachf. Katalog 431
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Ein persönlicher Blick von Frau und Tochter.
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                Die antiken Münzen waren im privaten Leben stets im Hintergrund gegenwärtig. Sie wurden immer
                wieder betrachtet oder gezeigt, es war jedoch nie ein Hobby im üblichen Sinne, sondern stets von
                ernsthaftem historischen Bemühen geprägt. Unter den Münzen lagen auf kleinen Zetteln die exakten
                Beschreibungen in winziger, aber dennoch deutlich lesbarer Schrift. Die Tochter erinnert sich: „Papa
                hat mir einmal gesagt, ich solle ihn nie einen Numismatiker nennen. Das sei er nicht. Ich verstand den
                Begriff damals nicht, jedoch empfahl er mir auf meine Frage, wie man jemanden, der altes Geld sam-
                melt, denn nun nennen solle, ihn einen Münzsammler zu nennen. Verständnislos blickten mich meine
                Schulkameradinnen und Schulkameraden an, wenn man sich über die Eltern unterhielt: „Mein Papa ist
                Bibliotheksdirektor und Münzsammler.“ ‘Punkten‘ konnte ich damit nicht, das war auch nicht so wich-
                tig.“ Als sie im Gymnasium zum Grauen Kloster in der Untersekunda Griechisch lernte, brachte ihr
                der Vater die griechischen Buchstaben anhand der Münzen-Umschriften näher, das war eindrücklich.
                Seine erste Münze hatte er als Schüler gekauft; der Lateinlehrer am Beethovengymnasium in Bonn,
                wo er  9 8 Abitur machte, hatte das Interesse dafür in ihm geweckt. Als Student und früh im Beruf
                hatte er bis in die  970er Jahre wenig Mittel. Nach den  980er Jahren wurde das besser. Im Berlin
                der Mauerzeit und auch nach Mauerfall gab es keinen Münzhandel, hier boten sich als einzige Gele-
                genheit die Münzbörsen am Funkturm und anderen Orten, zu der ein Berliner Händler (ohne eigene
                Niederlassung) erschien und auswärtige Münzhändler anreisten. Deswegen gab es zahlreiche Münzen-
                Reisen und Teilnahme an Auktionen andernorts. Nach Eintritt in den Ruhestand setzte die eigentliche
                wissenschaftliche Bearbeitung seiner immer weiter wachsenden Sammlung ein, die er wie gewohnt
                mit Sorgfalt und Genauigkeit ausführte, pro Münze ein in winziger Schrift eng ausgefülltes Formular,
                das von mir in den PC hineingeschrieben, von ihm Korrektur gelesen und von mir wiederum im PC
                verbessert wurde. Die Tochter: „Wenn Papa mir Münzen zeigte und erklärte, spürte ich, wie ihn die
                Münzen, die er bereits hatte oder die, auf die er es „abgesehen“ hatte (so drückte er sich aus) erfüllten.
                Dabei vermittelte er sie mir in all ihrer Pracht und großen Ausstrahlung. Dass meines Vaters Samm-
                lung nun einen eigenen Katalog füllt, macht mich glücklich. Dafür hat er gearbeitet, das war meiner
                Erinnerung nach sein letztes großes Ziel.“


                                                          Dr. Doris Fouquet-Plümacher und Johanna Bensch

                Eckhard Plümacher war nicht nur in der Antiken Welt zuhause, er war nicht minder vertraut mit der numismatischen
                Landschaft. Er kannte und schätzte die großen Sammlungen, seien es die öffentlichen oder die privaten, und er stand im
                Austausch mit der Forschung. Um all dies einzufangen, sollen im Folgenden KollegInnen zu Wort kommen, die weitere
                Facetten zum Sammler beitragen können:

                „Kurz nachdem ich mich als Münzhändlerin selbständig gemacht hatte, lernten wir uns bei der Nu-
                mismata in Berlin im November  000 kennen. Ein gut gekleideter Herr in Anzug und Krawatte, ein
                schelmisches Lächeln im Gesicht, betrachtete er, sehr aufgeweckten Auges, meine kleine Auswahl
                antiker Münzen und entschied sich zum Kauf (zwei Denare: den L. Censorinus [Lot   7 ] und den
                Balbinus [Lot    8]: Er war meine Rechnungsnr.  . So begann eine Geschäftsbeziehung, die im Laufe
                der Jahre zu etwas ganz Besonderem wurde. Und so begann ich zu begreifen, wie die Sammlung zu
                dem wurde, wie wir sie heute vor uns sehen: Das ganze Spektrum der Griechisch-Römischen Antike
                ist in dieser Münzsammlung repräsentiert und dies erstaunt nicht, da er schon zur Dissertation die an-
                tike Geschichtsschreibung im Rahmen der Apostelgeschichte gewählt hatte und diesem Schwerpunkt
                sodann seine ganze wissenschaftliche Arbeit widmete.
                Die Münzen zeigen einen Einblick in die vielfältigen Prägungen von knapp  000 Jahren vom  . Jh. v.
                Chr. bis zum  . Jh. n.Chr.: Gepräge verschiedener Städte, Dynasten, Satrapen und Könige in vorchrist-
                licher Zeit, vieler Münzmeister und Imperatoren der römischen Republik, bis hin zu Kaisern, Caesaren
                und Kaiserinnen der römischen Kaiserzeit. Die Nominale in jedweder Größe und Material: von der
                Litra zum Silberstater, vom Trihemiobol is zur Dekadrachme, vom Quinar bis zum Antoninian,
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