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Nach Hoernes dient die Frontalansicht von Figuren auf Vasen also zumeist der Darstellung von Pathos,
                 wobei auch Nebenaspekte bis hin zum Komischen, beispielsweise bei Flöten- spielern (z. B. Nrn. 1443,
                 1448), durchaus überzeugend begründet werden. Auch eignet sich die Frontalität zur Darstellung von
                 Hieratizität, beispielsweise um das hohe Alter eines Kultbildes anzudeuten (z. B. Nrn. 1368, 1408).
                 Alle in dieser Sammlung zusammengetragenen Münzen lassen sich einem der oben genannten Aspekte zu-
                 weisen. Diese Einordnung kann aber erst der Anfang sein, um ein Münzbild historisch und archäologisch
                 umfassend zu deuten. Weitere Details der Darstellung können entscheidende Hinweise zur Bildintention
                 liefern, beispielsweise ein Schielen oder ein seitwärts gerichteter Blick (vgl. Nrn. 1046, 1406).
                 Man wird auch konzedieren, dass es gewisse Konjunkturen gab. So ist im Laufe des 5. Jh. v. Chr. eine
                 stetige Zunahme frontaler Darstellungen zu verzeichnen und ein Abebben ab der Zeit Alexanders d. Gr.
                 In römischer Zeit gibt es quasi keine Frontaldarstellungen auf Münzvorderseiten bis in die Zeit des Po-
                 stumus. Mit der Tetrarchie und besonders mit Constantin d. Gr. wird dann eine Dynamik ausgelöst, die,
                 ebenfalls mit Brüchen, zu einer frontalen Darstellungskonvention in byzantinischer Zeit hinführt. Wie
                 genau es zu dieser „byzantinischen Frontalität” kam und was in ihr zum Ausdruck kommt, harrt noch
                 einer schlüssigen Erklärung.

                 ausblick


                 Der vorliegende Katalog hat zum Ziel, sowohl durch die Auswahl des Materials als auch durch die Kom-
                 mentare die bisherige numismatische Forschung zu ergänzen und somit eine  weitere Beschäftigung mit
                 diesem Thema anzuregen. Für eine Synthese der Ergebnisse ist die Zeit noch lange nicht reif. Auch
                 bedürfen die bislang vernachlässigten Epochen des Hellenismus und der römischen Kaiserzeit einer eige-
                 nen, vertieften Behandlung. Erst danach wäre eine Synthese zu wagen, die nach einer zeitübergreifenden
                 Bedeutungsebene fragt und Kontinuitäten herausstellt.

                       An English translation of this foreword and the comments on single coins is available at
                                     www.peus-muenzen.de/en/current-auction-sales.aspx




























                                        Hellenistisches Gorgoneion des „schönen Typus“
                                            aus dem Ipogeo dei Cristallini (Neapel).
                                              Im Hintergrund eine gemalte Ägis.
                                                Reproduktion: F. Haymann






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