Page 244 - BussoPeus A439
P. 244

SAMMlUnG De fAce











                                                          1365
                PAriOn
           1365  valerian i., 253-260. Bronze. Büste mit Strahlenkrone / Nike mit Globus auf einem Globus frontal stehend. 12h.  Slg.
                Plankenhorn p. 121, 89 (dies Expl.); SNG BN 1521. 3,87 g.; 21,5 mm.    Sehr selten, braungrüne Patina  Gutes Sehr schön  150,--

                Ex Auktion Leu e27, 2023, 1159.
                Die  frontal  dargestellte  Siegesgöttin  Nike  ist  ein  Münzbild,  das  der  griechischen  Münzprägung  entlehnt  ist  (Nr.  1059)  und  über  die
                provinzialrömischen Münzen Eingang in die römische Münzprägung fand: Äußerst rare Antoniniane des Gallienus (RIC 450) nehmen die fast
                gleichzeitig in Parium geprägten Lokalbronzen zum Vorbild, zeigen doch beide Münztypen eine auf einem Globus frontal stehende Victoria.
                Der römische Münzdesigner entschied sich jedoch für eine von zwei weiteren Victorien getragene Siegesgöttin. Tonio Hölscher beschäftigte
                sich in seiner Studie zur römischen Victoria mit der gelegentlich bei ihr auftretenden Frontalität. Er sah darin hauptsächlich „Tendenzen
                d(ies)er Zeit“, konstatierte aber zugleich, dass bei den Frontaldarstellungen der kaiserliche Ruhm (bzw. der Aspekt der gloria)  im Vordergrund
                steht.
                                                        trOAS






                                                          1366
                SKePSiS
           1366  Tiberius, 14-37. Bronze. Büste des Tiberius / Kopf des Dionysos mit langem Bart von vorn. 11h.  RPC 2325A.2 (dies
                Expl.). 3,20 g.; 16,2 mm.                                     2. bek. Exemplar, grüne Patina  Schön  50,--

                                                       iOnien







                                    1367                                      1368
                MAGneSiA AM MÄAnDer
           1367  anonym (3. JhdT.). Bronze. Büste der Tyche / Dionysos als Säugling frontal mit ausgebreiteten Armen auf Cista
                Mystica sitzend. 6h.  RPC -; Schultz 517 (V9/R10). 3,27 g.; 18,6 mm.     Sehr selten, graugrüne Patina  Schön  50,--
                Ex Auktion obolos 20, 2021, 327 (Vineyard Collection).
                Der Gestus des Gottes ist nicht der eines flehenden Säuglings, sondern der eines Betenden. Wir dürfen hierin eine Reaktion auf des Erstarken
                des Christentums in Kleinasien im 3. Jhdt. erkennen. Die Darstellung des Dionysos in Gestalt des Gotteskindes ist das heidnische Gegenbild
                zum Gotteskind aus Betlehem. Die Stadt Magnesia stellt sich hiermit zugleich als „terra sancta“ dar, denn immerhin wurde sie von dem Gott
                als Geburtsort und somit als „heiliger Ort“ erkoren. Der Orantengestus wiederum ruft zu einer Koinè der Gläubigen auf und versucht,
                Christentum (Gebet) und die alte Religion (Altar-Opfer) zusammenzubringen (vgl. Nrn. 1430, 1438, 1450).

                SMYrnA
           1368  augusTus,  27  v.-14  n.  chr.  Bronze,  im  Namen  des  Hermokles.  Kopf  /  Aphrodite  Stratonikis  mit  Zepter
                an Säule frontal stehend, bekränzt von Nike. 12h.  Klose XXII A; RPC 2463.38 (dies Expl.). 5,23 g.; 19,1 mm.
                                                      Braungrüne Patina und das besterhaltene Exemplar dieses Typs  Sehr schön  75,--
                Ex Auktion Roma e30, 2016, 209 (Slg. S. Chaplin).
                Im ersten Jahrhundert n. Chr. war der Tempel der Aphrodite Stratonikis in Smyrna Zufluchtsort entlaufener Sklaven und Krimineller. Der
                römische Senat verlangte hierüber eine Stellungnahme der Smyrnäer. Diese begründeten die Aufrechterhaltung der Asylie mit einem uralten
                Orakel des Apollon, der ihnen den Bau des Tempels als Zufluchtsort einst aufgetragen hatte. Wie keine andere Darstellungsweise ist die
                Frontalansicht geeignet, die Altehrwürdigkeit (griech. archaiótes) des mit Aphrodite verbundenen Kultes zum Ausdruck zu bringen und somit
                den Anspruch der Smyrnäer zu untermauern. Zu beachten ist hierbei auch, dass das gleiche Münzbild in hellenistischer Zeit, als die Asylie noch
                nicht unter Legitimationsdruck stand, noch in der Profilansicht gezeigt worden war.




           248
   239   240   241   242   243   244   245   246   247   248   249