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SAMMlUnG De fAce
1365
PAriOn
1365 valerian i., 253-260. Bronze. Büste mit Strahlenkrone / Nike mit Globus auf einem Globus frontal stehend. 12h. Slg.
Plankenhorn p. 121, 89 (dies Expl.); SNG BN 1521. 3,87 g.; 21,5 mm. Sehr selten, braungrüne Patina Gutes Sehr schön 150,--
Ex Auktion Leu e27, 2023, 1159.
Die frontal dargestellte Siegesgöttin Nike ist ein Münzbild, das der griechischen Münzprägung entlehnt ist (Nr. 1059) und über die
provinzialrömischen Münzen Eingang in die römische Münzprägung fand: Äußerst rare Antoniniane des Gallienus (RIC 450) nehmen die fast
gleichzeitig in Parium geprägten Lokalbronzen zum Vorbild, zeigen doch beide Münztypen eine auf einem Globus frontal stehende Victoria.
Der römische Münzdesigner entschied sich jedoch für eine von zwei weiteren Victorien getragene Siegesgöttin. Tonio Hölscher beschäftigte
sich in seiner Studie zur römischen Victoria mit der gelegentlich bei ihr auftretenden Frontalität. Er sah darin hauptsächlich „Tendenzen
d(ies)er Zeit“, konstatierte aber zugleich, dass bei den Frontaldarstellungen der kaiserliche Ruhm (bzw. der Aspekt der gloria) im Vordergrund
steht.
trOAS
1366
SKePSiS
1366 Tiberius, 14-37. Bronze. Büste des Tiberius / Kopf des Dionysos mit langem Bart von vorn. 11h. RPC 2325A.2 (dies
Expl.). 3,20 g.; 16,2 mm. 2. bek. Exemplar, grüne Patina Schön 50,--
iOnien
1367 1368
MAGneSiA AM MÄAnDer
1367 anonym (3. JhdT.). Bronze. Büste der Tyche / Dionysos als Säugling frontal mit ausgebreiteten Armen auf Cista
Mystica sitzend. 6h. RPC -; Schultz 517 (V9/R10). 3,27 g.; 18,6 mm. Sehr selten, graugrüne Patina Schön 50,--
Ex Auktion obolos 20, 2021, 327 (Vineyard Collection).
Der Gestus des Gottes ist nicht der eines flehenden Säuglings, sondern der eines Betenden. Wir dürfen hierin eine Reaktion auf des Erstarken
des Christentums in Kleinasien im 3. Jhdt. erkennen. Die Darstellung des Dionysos in Gestalt des Gotteskindes ist das heidnische Gegenbild
zum Gotteskind aus Betlehem. Die Stadt Magnesia stellt sich hiermit zugleich als „terra sancta“ dar, denn immerhin wurde sie von dem Gott
als Geburtsort und somit als „heiliger Ort“ erkoren. Der Orantengestus wiederum ruft zu einer Koinè der Gläubigen auf und versucht,
Christentum (Gebet) und die alte Religion (Altar-Opfer) zusammenzubringen (vgl. Nrn. 1430, 1438, 1450).
SMYrnA
1368 augusTus, 27 v.-14 n. chr. Bronze, im Namen des Hermokles. Kopf / Aphrodite Stratonikis mit Zepter
an Säule frontal stehend, bekränzt von Nike. 12h. Klose XXII A; RPC 2463.38 (dies Expl.). 5,23 g.; 19,1 mm.
Braungrüne Patina und das besterhaltene Exemplar dieses Typs Sehr schön 75,--
Ex Auktion Roma e30, 2016, 209 (Slg. S. Chaplin).
Im ersten Jahrhundert n. Chr. war der Tempel der Aphrodite Stratonikis in Smyrna Zufluchtsort entlaufener Sklaven und Krimineller. Der
römische Senat verlangte hierüber eine Stellungnahme der Smyrnäer. Diese begründeten die Aufrechterhaltung der Asylie mit einem uralten
Orakel des Apollon, der ihnen den Bau des Tempels als Zufluchtsort einst aufgetragen hatte. Wie keine andere Darstellungsweise ist die
Frontalansicht geeignet, die Altehrwürdigkeit (griech. archaiótes) des mit Aphrodite verbundenen Kultes zum Ausdruck zu bringen und somit
den Anspruch der Smyrnäer zu untermauern. Zu beachten ist hierbei auch, dass das gleiche Münzbild in hellenistischer Zeit, als die Asylie noch
nicht unter Legitimationsdruck stand, noch in der Profilansicht gezeigt worden war.
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