Page 9 - BussoPeus A438
P. 9
Die waidgerechtigkeit
Die auf diese Sage zurückgehende Waidgerechtigkeit bezieht sich
nach Ansicht des Deutschen Jagdverbands auf drei Aspekte: „Der
Tierschutzaspekt betrifft die Einstellung des Jägers zum Tier als Mit-
geschöpf, dem vermeidbare Schmerzen zu ersparen sind. Der Um-
weltaspekt fordert vom Jäger die Einbeziehung der Umwelt in ihrer
Gesamtheit in sein Denken und Handeln. Der mitmenschliche Aspekt
betrifft das anständige Verhalten gegenüber anderen Jägern sowie
der nicht die Jagd ausübenden Bevölkerung.“ Ein vierter Aspekt
greift außerdem eine unbestimmte Anzahl „ungeschriebener Ge-
setze“ auf, die besonders bei Jägern älterer Generationen Beach-
tung finden und sich auf einen Chancenausgleich zwischen Jäger
und Wild (besonders Niederwild) beziehen.
Jagdszene
(Meno Mühlig)
So gilt es z. B. als „unweidmännisch“ eine Ente auf dem Wasser sitzend, einen Hasen in der Sasse liegend,
einen Fasan laufend (als „Infanterist“) zu erlegen bzw. zu beschießen. Dahinter steht der Gedanke, dass
die Ente und der Fasan ihre besten Chancen im Flug, der Hase seine besten Chancen in der Flucht hat,
nicht getroffen zu werden. Demzufolge gelten zum Teil auch halbautomatische Flinten und Repetierflin-
ten als„unweidmännisch“, da diese mehr als die üblichen zwei Schuss einer Doppelflinte auf das Wild
zulassen und so die Chancen des Wildes verringern. In diesem Fall wird die maximale Ausnutzung der
technischen Überlegenheit als „unweidmännisch“ angesehen und nicht selten mit dem Ausschluss aus der
Jagdgesellschaft sanktioniert.
Die großwildjagd - ein hoch polarisierendes thema
Zur Zeit des europäischen Kolonialismus herrschte in Eu-
ropa noch die Vorstellung von der reißenden Bestie, wenn es
um die Raubtiere vor allem Afrikas und Indiens ging. Zirkusse
und sogar Zoos kultivierten dieses Bild, um beim Besucher
wohlige Schauer zu verursachen und dadurch an Attraktivität
zu gewinnen. Dies verlieh aber auch der Großwildjagd einen
heroischen Charakter und damit einen Rückfall in mittelalter-
liche Ansichten. Ein Schuldbewusstsein war dabei bis in die
1970er Jahre fremd.
Seitdem trifft der Jagdtourismus bei Naturschützern auf
scharfe Kritik, vor allem wenn die charismatische Megafauna
Afrikas betroffen ist. Grosswildjagd
(Briton Riviere)
Die Vorstellung, dass kontrollierte Trophäenjagden im Ausland unter gewissen Umständen eine nach-
haltige Landnutzung darstellen und zum Erhalt von Schutzgebieten sowie der darin heimischen Arten
dienen können, trifft dagegen vielfach auf Unverständnis. Umgekehrt stößt in den betroffenen Ländern,
die oftmals bereits einen hohen Anteil ihrer Landesfläche unter Schutz gestellt haben, ein noch weiterge-
hender Nutzungsverzicht durch die Ausweisung neuer Schutzgebiete häufig auf entschiedene Ablehnung
bei der einheimischen Bevölkerung.
Zum Glück hat sich inzwischen die Fotosafari als tierschonende Jagdmethode etabliert.
7