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Lückgers wachsende Expertise in der Historie, der Numismatik und Archäologie verliehen ihm das durchaus be-
                gründete Selbstbewusstein, des Öfteren historisch nie auszuschließende aber dennoch gewagte Theorien zu Her-
                kunft und Anlass vieler Münzen zu entwickeln. Zahlreiche neu aufgetauchte Münzen und ganze Funde wurden
                von ihm über Jahrzehnte in zahlreichen Aufsätzen in den numismatischen Zeitschriften der Zeit veröffentlicht.
                Vielfach nahm Lückger die historische Auswertung gleich selbst vor. Nie völlig auszuschließen aber auch nicht
                beweisbar, wurden dabei manche seiner mit Vehemenz vertretenen Zuordnungen von späteren Numismatikern
                als unbewiesen übergangen. Impulse zur Diskussion gaben sie aber in jedem Fall, so dass auch sein Beitrag als
                „advocatus diaboli“ zur Erforschung des rheinisch-westfälischen Münzwesens nicht hoch genug eingeordnet wer-
                den kann.
                Außerdem muss natürlich bedacht werden, dass seit seiner Zeit viel Wasser den Rhein hinabgeflossen ist und die
                Archäologie durch das Auffinden weiterer Bodenfunde zu anderen Erkenntnissen kommen musste. Dies schmä-
                lert aber die Schlussfolgerungen, die Lückger aus dem ihm zur Verfügung stehenden Material ziehen konnte
                nicht im Geringsten. Viele seiner begründeten Einschätzungen haben bis heute Geltung. So z.B. auch neben der
                Numismatik die Lokalisierung des antiken Kölner Rheinhafens, der „Ara Ubiorum“. Diese wurde 1980 während
                der Bauarbeiten zum Museum Ludwig vollauf bestätigt. Stets war er darum bemüht „Interesse für die glänzende
                Vergangenheit, die Geschichte und den Ruhm unserer Vaterstadt zu wecken“, wie er es im pathetischen Zeitstil im
                Vorwort zu den diesbezüglich entstandenen Studien formulierte.

                Um an besonders interessantes Material zu gelangen, war es vor allem nötig, die größeren Münz-Auktionen zu ver-
                folgen. Alles, was an deutschen Auktionshäusern Rang und Namen hatte, trug zum rasanten Aufbau der Samm-
                lung bei. Viele Münzen stammen etwa aus den Auktionen des Hauses Adolph Hess Nachfolger und der aus
                diesem hervorgegangenen Firma Dr. Busso Peus, an denen Lückger in den 1940er Jahren offenbar persönlich
                teilgenommen hat. Aus dem Vorwort zu seinem Hauptwerk über die Kölner Münzen geht hervor, dass ihn mit Dr.
                Busso Peus auch eine persönliche Freundschaft verband. Ebenso ist Lückger bei den Firmen Adolph E. Cahn, Leo
                Hamburger und Sally Rosenberg wiederholt fündig geworden, was die große Bedeutung Frankfurts für den Münz-
                handel in dieser Zeit unterstreicht. Überhaupt scheint Lückger seit etwa 1918 die besondere Verbindung mit dem
                Frankfurter Münzhandel gesucht zu haben. Die genannten aber auch viele weitere Händler im In- und Ausland,
                die Lückgers Geschmack kannten, ihn beständig mit „frischem Material“ versorgten und ihm vorrangig zu der ei-
                nen oder anderen Rarität verhalfen, trugen in erheblichem Maß zum Aufbau der monumentalen Sammlung bei.
                In dieser Zeit muss es Hermann-Joseph Lückger auch gelungen sein, seinen Sohn Johann Mathias, genannt Hans
                (geb. 1897), für die Numismatik zu begeistern. Dieser ergänzte die Familiensammlung nach dem Tod des Vaters
                in den 19 0er Jahren. Ende der 1960er Jahre überließ Dr. Hans Lückger dem Kölnischen Stadtmuseum einen
                großen Teil der Familiensammlung, darunter Kölner Münzen aus Mittelalter und Neuzeit sowie wichtige antike
                Stücke mit Bezug zu Köln. Seine Witwe war es dann, die sich in den 1970er Jahren noch einmal intensiver mit dem
                numismatischen Teil des Familienschatzes auseinandersetzte. Auch sie erwarb einige schöne Stücke, wobei sie sich
                vor allem von ästhetischen Gesichtspunkten leiten ließ.

                Die Fa. Dr. Busso Peus Nachfolger freut sich sehr darüber, dass mit der Dokumentation und Versteigerung der
                Sammlung Lückger – Rheinland und Westfalen die einst von Hermann-Joseph Lückger etablierte Achse Köln-
                Frankfurt wieder auflebt. Wir sind stolz darauf, unseren Kunden eine Heimatsammlung vorlegen zu können, wie
                sie in dieser Reichhaltigkeit, Erlesenheit und Geschlossenheit seit vielen Jahren nicht mehr auf dem deutschen
                Markt angeboten worden ist.

                Christoph Raab   Konrad Classen

                Als Vorschau sei hier bereits auf die kommende April-Auktion der Fa. Dr. Busso Peus Nachf. hingewiesen. Hier
                wird der III. Teil der Slg. Lückger - Ausgesuchte Münzen und Medaillen des In- und Auslands vom Mittelalter bis
                zum 19. Jh. aus Gold und Silber versteigert werden.













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