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Sammlung mecklenburg





                        ein exkurS: mecklenburg im DreiSSigjäHrigen krieg


                „in Meklenburg ist Nichts als Sand und Luft, Alles bis auf  den Erdboden verheert“
                (Der schwedische Feldmarschall Johan Banér in einem Brief vom September 1638 an seinen Reichskanzler Axel Oxenstjern)



                Die mecklenburgischen Herzöge versuchten zunächst, sich aus dem beginnenden  Krieg herauszuhalten
                und durch strenge Neutralität den Frieden in Mecklenburg zu wahren. Als die kaiserlichen Heere näher
                rückten und die Wiederherstellung des Katholizismus und des kaiserlichen Absolutismus drohte, schlos-
                sen sich die beiden Herzöge Adolf Friedrich von Schwerin und Johann Albrecht von Güstrow 162  trotz
                kaiserlicher Abmahnungen mit Braunschweig, Pommern, Brandenburg, den freien Städten und Holstein
                unter Führung des Königs Christian von Dänemark zu einem Defensivbündnis zusammen. Allerdings
                erstrebte der König von Dänemark gleichzeitig Bündnisse mit Frankreich, England und Holland gegen
                den deutschen Kaiser Ferdinand II. und gab dem Bündnis daher ein für den Kaiser feindliches Gepräge.
                Obwohl beide Herzöge sich unmittelbar nach der Schlacht bei Lutter 1626 vom Dänenkönig losgesagt
                hatten, wurden sie zwischen 1628 und 1630 durch Kaiser Ferdinand II. geächtet und abgesetzt und durch
                dessen Feldherrn Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (Wallenstein) als Herzog ersetzt. Die sich
                beschwerenden Herzöge verwies der Kaiser auf den Rechtsweg.


                mecklenburg unter der Herrschaft wallensteins

                Wallenstein wählte das Schloss Güstrow als Residenz. Von dort aus
                reformierte er in seiner kurzen Amtszeit (1628 bis 1630) das Staats-
                system des Landes. Zwar ließ er die alte landständische Verfassung
                und deren Vertretung bestehen, formte das übrige Staatssystem aber
                weitreichend um. Zum ersten Mal in der Geschichte Mecklenburgs
                trennte er Justiz und Verwaltung (sog. „Kammer“) voneinander. Er
                errichtete eine „Kabinetts-Regierung“, an deren Spitze er selbst stand.
                Diese bestand aus jeweils einem Kabinett für Kriegs-, Reichs- und
                Haus-Angelegenheiten und einer Regierungs-Kanzlei für die Oberlei-
                tung der Regierung. Er erließ eine Armenversorgungs-Ordnung und
                führte gleiche Maße und Gewichte ein.


                                                                             Albrecht Eusebius Wenzel v. Waldstein
                                                                                   (bei Schiller Wallenstein)
                                                Die einmischung Schwedens

                                                Die vertriebenen mecklenburgischen Herzöge riefen derweil ihren
                                                Vetter, den schwedischen König Gustav II. Adolf, zu Hilfe. Dieser
                                                erklärte 1629 dem deutschen Kaiser den Krieg und kam mit seinem
                                                kriegserprobten Heer im September 1630 über Pommern nach Me-
                                                cklenburg wo er die von kaiserlichen Truppen besetzten Städte Mar-
                                                low und Ribnitz eroberte.
                                                Ende Januar 1632 waren die letzten kaiserlichen Truppen aus Meck-
                                                lenburg abgezogen; auch die Schweden rückten bis auf die Garni-
                                                sonen in Wismar und Warnemünde ab. Am 29. Februar 1632 schlos-
                                                sen die mecklenburgischen Herzöge in Frankfurt am Main ein festes
                                                Bündnis mit Gustav Adolf, in dem die schwedische Besetzung von
                 König Gustav II. Adolf von Schweden  Wismar und Warnemünde ausdrücklich vorbehalten wurde.




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