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GrieChiSChe MüNzeN
pONtOS
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1, :1 1, :1
KÖNiGreiCh
110 MiTHRAdATEs vi. EupATOR, 120-63 v. CHR. Tetradrachme 8 /84 v. Chr., unbestimmte Mzst. Kopf des Mithradates mit
Diadem / Grasende Hirschkuh, im Feld Mondsichel zwischen Stern und Monogramm, rechts Jahresangabe (213 nach
sel. Ära) über Monogramm, im Abschnitt Monatsangabe, alles in Kranz. 12h. Cohen, Dated Coins 692; De Callataÿ,
Guerre D /R3; HGC 340. 16,72 g; 37,1 mm.
Feine Tönung - Eindruckvolles Bildnis auf breitem Schrötling Vorzüglich/Fast Stempelglanz 10.000,--
Aus der Paramount Collection (Auktion Heritage 3096, 2021, 30025, dort falsch bestimmt). Mit einem NGC-Zertifikat (Nr. 6066349-053) mit
dem Grading MS*, Strike / , Surface 4/ , Fine Style.
Für Schauspieler in der Feldherrenrolle auf der Bühne der Weltgeschichte hat Alexander der Große mit seinem grenzenlosen Eroberungszug
ein neues Vorbild geschaffen. Viele haben ihn offen oder insgeheim bewundert und nachgeahmt. So auch König Mithridates VI. (ca. 132-63 v.
Chr.), der seit 120 v. Chr. über Pontos an der Südküste des Schwarzen Meeres herrschte. Er rühmte sich gerne seiner edlen Herkunft, für die
er das persische Königshaus über seinen Vater ebenso in Anspruch nahm wie Alexander den Großen und Seleukos über seine Mutter. Seine
ersten datierten silbernen Tetradrachmen werden seit Sommer 9 mit seinem „realistischen“ Portrait auf dem Avers geprägt. Auf dem Revers
vertreten sie mit dem Pegasos, Zeichen seiner Herkunft, seinen Herrschaftsanspruch gegen Rom über Griechenland wie über das Reich der
Achaemeniden. Gegen Ende des Ersten Mithridatischen Krieges wird seit Mai 8 sein „realistisches“ Portrait auf seinen Tetradrachmen durch
ein „idealisiertes“ ersetzt. Die Tetradrachmen zeigen ihn jugendlicher als zuvor mit sanftem Flaum auf den Wangen und windbewegtem
Haar als neuen Alexander. Für diese Tetradrachmen, die zu den letzten großen hellenistischen Portraitmünzen gehören, stand Alexander der
Große für König Mithridates Modell. Der Graveur der Münzstempel griff auf das Gemälde zurück, das uns als Kopie mit dem Mosaik der
Alexanderschlacht im Nationalmuseum zu Neapel überliefert ist. Es zeigt ein weit geöffnetes Auge, die gleichen fliegenden Locken des Helden
und seinen zarten Wangenbart. Fast gleichzeitig wählte Quaestor Aesillas in Makedonien das gleiche Vorbild (vgl. Losnr. 74). Auf dem Revers
ist der Efeukranz schon auf frühen Tetradrachmen unübersehbar ein Zitat. Vorbild sind die in Kleinasien allgegenwärtigen Cistophoren mit
ihrem auf Avers und Revers Bezug zu den Mysterien des Dionysos. Gleichzeitig zum Auftreten des „idealisierten“ Portraits im Avers wurde im
Revers der Pegasos, stolzes Symbol der Herkunft des Mithridates, durch eine der Artemis von Ephesus heilige Hirschkuh ersetzt. Mithridates
beansprucht mit der Hirschkuh die in ganz Kleinasien verehrte Artemis als seine Beschützerin.
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