Page 12 - BussoPeus Auktion 433
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Mit der Ausnahme von Kamarina. Auf den Münzen von Kamarina (1085-1094) finden wir eine
                Nymphe in inniger Verbindung mit einem Schwan. Das Tier trägt die junge, leicht bekleidete Frau
                empor, über Wellen hinweg. Die Art, wie der Schwan die Stadtnymphe trägt, ist deutlich Darstellungen
                der Aphrodite entlehnt, auf die weiter unten noch einzugehen sein wird.

                Eine Anlaufstelle für überwinternde Schwäne scheint nach Auskunft der Münzen auch Panormos
                (10 7f.) gewesen zu sein, das selbstverständlich auch Apollon eine hohe Bedeutung zumaß. In Klazo-
                menai (Nr. 1247-1275)  eröffnete sich über die enge Verbindung mit Apollon hinaus die Möglichkeit
                zu einem Wortspiel: das Verb klázô  bezeichnet lautes Vogelgeschrei (üblicherweise von Staren und
                Dohlen) und diente vielleicht auch dazu, den eigenartigen Namen der Stadt in einer charmanten Er-
                zählung, in der der Schwanengesang eine Rolle spielte, plausibel zu machen. Die von unserem Schwa-
                nenfreund versammelten Münzen von Klazomenai bieten eine selten  gesehene  Vielfalt an Schwanen-
                darstellungen, unter denen die seltenen fliegenden Schwäne auf den ohnehin seltenen Tetradrachmen
                besonders hervorstechen.
                Im Falle von Leukai (Nr. 1276-1283) ist das Auftauchen des Schwans auf den Münzen ein Zeichen
                der Eroberung der Stadt durch die Klazomenier. Aber auch in dieser Stadt befand sich ein bedeu-
                tendes Apollonheiligtum. Und selbstverständlich wird man es kaum versäumt haben, das im Ortsna-
                men mitschwingende λευκός (weiß) auf die Farbe der Schwäne zu beziehen. Völlig rätselhaft bleiben
                dagegen - wie so viele Münzbilder dieser Landschaft - die Schwanenhals-Triskelides  auf den lykischen
                Münzen (Nr. 1320-1324).
                Im kilikischen Mallos wiederum (Nr. 1330-1362) kamen einige der vorgenannten Elemente zusam-
                men, die eine “Schwanenstadt” auszeichneten: Die Lage an einem Flussdelta, hier dem des Pyramos,
                und ein Kult des Apollon, der für die Malloten als Vater ihres Stadtgründers und Sehers Amphilochos
                von besonderer Bedeutung war. Möchte man das Vorkommen des Schwans auf den mallotischen
                Münzen erklären, ist jedoch zu bedenken, dass Aphrodite zu dieser Zeit viel prominenter auf den
                Münzen vertreten ist und ebenfalls in enger Beziehung zu Schwänen steht. Die Dichterin Sappho
                schildert, wie Aphrodite von Schwänen durch die Lüfte getragen wird. Wir dürfen uns dies so ähnlich
                vorstellen, wie es die Münzen von Kamarina zeigen.
                Erst in römischer Zeit schließlich begegnet uns die wohl berühmteste Schwanengeschichte. Münzen
                Nikomedias zeigen einen Schwan, der am Gewand einer Frau nestelt (15 2f.). Das Bild ist nur als
                Anspielung auf Leda und den Schwan (Zeus) zu deuten. Die Stadt scheint damit an den spartanischen
                Mythos anschließen zu wollen.
                In anderen Städten bleibt der attraktive Vogel Beizeichen - meist das seltenste der Prägeserie: Allifai
                (1010), Neapolis (1017), Argos (1188-11 1), Delos (11 3).

                Im späteren Mittelalter ist er eher als literarisches Motiv greifbar, etwa in der „Goldenen Schmiede“
                des Konrad von Würzburg, wo der „Schwanengesang“ mit der Klage des sterbenden Christus am
                Kreuz in Beziehung gesetzt wird: „Man sagt, dass der Schwan singet, wenn er sterben soll, dem tut
                sein Sohn gleichen wohl“. In der Reformation begegnet uns der Schwan natürlich als das Symbol Mar-
                tin Luthers, was auf eine Aussage des Vorreformators Jan Hus (Hus=tschechisch Gans) zurückgeht.
                Er soll, bevor er verbrannt wurde, gesagt haben: „Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird
                ein Schwan auferstehen“. Luther hat diese Aussage ausdrücklich auf sich bezogen. In diesen Kontex-
                ten nimmt es nicht Wunder, dass zu allen Zeiten Fürsten den Schwan im oder am Wappen führten
                bzw. der Schwan als subtiles Bekenntnis als Beizeichen verwendet wurde.










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