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Zum Geleit
Die Antikenpartie des vorliegenden Kataloges setzt sich aus zahlreichen Sammlungen oder Samm-
lungsteilen zusammen, von denen zwei eine besondere Würdigung verdienen.
Sammlung eines Provenienz-Enthusiasten
Der Anspruch des Sammlers war es, eine Auswahl von Stücken zu treffen, die die griechische Münz-
prägung in ihrer Gesamtheit repräsentiert. So sind so gut wie alle (geld-)historisch bedeutenden
“Schlüsselmünzen” aus allen Regionen der griechischen Welt vertreten, mit einem Schwerpunkt auf
der Magna Grecia, deren Ästhetik den Sammler besonders reizte. Unser Sammler wurde insbeson-
dere von zwei Gedanken geleitet. Wie beim raschen Durchsehen der griechischen Partie zu sehen
ist, sollten die Stücke von guter Qualität sein, wobei sowohl an den Stil als auch die Erhaltung hohe
Ansprüche gestellt wurden. Die durchgehend gediegene Tönung (zumeist eine veritable Kabinetts-
tönung) offenbart einen zweiten Anspruch, dem unser Sammler mit geradezu sportlichem Ehrgeiz
nachgegangen ist: Ihm war es wichtig, Münzen zu erwerben, die bereits eine lange Sammlungsge-
schichte haben. So kommt es, dass sich in den Provenienzangaben auch in diesem Katalog wieder
viele der klangvollen Namen der klassischen Numismatik finden: Arthur Evans (Nrn. 1008, 11 6), R.
Jameson (Nrn. 1113, 13 3), Richard C. Lockett (Nrn. 1032, 1036, 11 6, 1254), Henri de Nanteuil
(Nrn. 1067, 1136, 1140, 1152), Vicomte de Sartiges (Nr. 1030), Konsul Weber (Nr. 11 6), aber auch
jüngere „Großsammler“ wie Athos (und Dina) Moretti (Nrn. 1044, 1068, 10 ) und der legendäre
„BCD“ (Nrn. 114 , 1185, 1188 sowie auch 11 0 aus der Slg. eines Schwanenfreundes). Unser Titel-
stück (Nr. 1073) entstammt der 1 08 versteigerten Sammlung des Prinzen Chatkowski, ebenso wie
die Nr. 1376. Neben dem Gedanken an Sammlerpersönlichkeiten wie diese war es auch die Erinne-
rung an Gelehrte, die diese Sammlungen publizierten und durch deren Hände die hier nun angebo-
tenen Stücke gegangen sind: E. S. G. Robinson, L. Forrer, H. Cahn. Sein starkes antiquarisches
Interesse, gepaart mit einem guten Auge und großer Ausdauer, ermöglichte es unserem Provenienz-
Enthusiasten vielfach, Stücke zu erwerben, deren Provenienz von den Bearbeitern der jeweiligen
Auktionen nicht erkannt worden war. Gelegentlich erwarb er auch qualitätvolle Stücke, deren Anmu-
tung eine „tiefe“ Provenienz erahnen ließ, die jedoch bis heute nicht aufgedeckt werden konnte. Diese
Aufgabe überlässt er nun gerne anderen, die sich ebenfalls für das aktuell und wohl auch künftig sehr
gefragte Thema der Provenienzen begeistern. Was wiederum nicht bedeuten soll, dass man die Mün-
zen aus dieser Sammlung nicht allein aufgrund ihrer ansprechenden Qualität erwerben kann.
Sammlung eines Schwanenfreundes
Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgte unser Schwanenfreund. Seine Sammlung umfasst alle Epo-
chen der Münzprägung und konzentriert sich allein auf ein Motiv: den Schwan (griech. kýknos, lat.
cygnus oder olor). Für den Bereich der Antike scheinen einige wenige Hinweise zur Deutung dieses
nicht gerade häufigen Bildes angebracht. Im Mittelmeerraum war der Schwan ein gern gesehener und
aufmerksam beobachteter Wintergast. Es war vor allem der nordische Singschwan (Cygnus cygnus),
der sich in Seen und Flussdeltas Siziliens und Kleinasiens niederließ und mit seinen eigentümlichen
Lauten und der eindrucksvollen Größe sowie der auffälligen Farbe die Fantasie der dort ansässigen
Menschen anregte. Die Beobachtung der jährlichen Wanderung der Schwäne formte sich in ein My-
thologem, das grundsätzlich in allen “Schwanen-Städten” zu erwarten ist: Schwäne zogen das Gefährt
des Apollon und trugen es in jedem Frühjahr in das Land der Hyperboräer (also den Norden). Schwä-
ne wurden also mit dem Licht- und Orakelgott Apollon und seinem Geburtsmythos in Verbindung
gebracht und galten allgemein als dessen Boten. Überall - so scheint es - liegt dem Schwan als Münz-
bild ein bedeutender Apollonkult in der jeweils prägenden Stadt zugrunde.