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habsburgische erblanDe
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kaiser maXimiLian i. – „der Letzte ritter“
Neben seinen Reichsreformen, die ein neues Zeitalter einläuten sollten und als Übergang vom
Mittelalter zur Neuzeit anzusehen sind, war Maximilian I. vor allem auch ein leidenschaftlicher
Jäger. Die Jagd beschäftigte ihn so sehr, dass er gleich mehrere Bücher (Theuerdank, Weißkunig
und das Tiroler Jagdbuch sowie ein Fischereibuch) darüber verfasste. In seinem „Geheimen
Jagdbuch“ von 08 gibt er genaue Anleitungen, wie sich ein Waidmann zu kleiden habe, wel-
che Ausrüstung er brauche und welche Besonderheiten es vor allem in Bezug auf die Gams-
und Steinbockjagd gebe.
Schon seit war die Jagd in Tirol herrschaftliches Privilegium, das heißt, sie war ausschließ-
lich dem Landesfürsten und zum Teil dem hohen Adel und dem Klerus vorbehalten. Kaiser
Maximilian war der erste, der die Jagd aber auch in Alltag, Freizeit und Politik integrierte. Auf
ihn geht zum Beispiel die gezielte Wildhege zurück. 1503 ließ er dafür extra einen „Obristjä-
germeister“ ernennen, dessen Kompetenzen vom Forst getrennt waren und der zudem für
die Sicherung des landesfürstlichen Jagdprivilegs zuständig war. Einfache Bauern durften etwa
weder Armbrust noch Handbüchsen im Gebirge mitführen und es gab sogar ein Verbot für das
Aufstellen von Zäunen, in denen sich das Wild möglicherweise verletzten könnte -für die Bau-
ern untragbare Zustände da sie ihre landwirtschaftlichen Kulturen nicht entsprechend sichern
konnten.
Die Hege des Wildes trug schnell Früchte, die Wilddichte stieg, der Jagderfolg ebenso. Vor
allem die Gamsjagd nutzte Maximilian für richtige Schaujagden, suchte sich steile Felsflanken,
die gut einsehbar waren und in die die Gämsen durch Hatzjagd getrieben wurden. Klerus, Adel
und sogar Herrscher und Diplomaten aus benachbarten Gefilden waren eingeladen, sich das
Schauspiel, den Mut und das Geschick des Kaisers anzusehen.
Nebenbei spielte auch die Fischerei für Maximilian eine wichtige Rolle. Am liebsten waren ihm
die fischreichen Innauen, in denen er an ein und demselben Tag zuerst der Hirschjagd und
danach dem Fischfang nachgehen konnte. Eher unbeabsichtigt wurde Maximilian sogar zum
Artenschützer, indem er veranlasste, Tiroler Bergseen mit Forellen zu bestücken. Im Gossen-
köllesee im Tiroler Kühtai überlebte bis heute ein Stamm der letzten rein donaustämmigen
Forelle, die Kaiser Max Forelle.
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