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kaiser friedrich ii. von hohenstauffen und die kunst mit vögeLn zu Jagen


                                               Die Ostgoten lernten die Falknerei (auch Beizjagd) bei ihrer Be-
                                               gegnung mit den Sarmaten, einem iranischen Reitervolk kennen
                                               und brachten sie im Zuge der Völkerwanderung in den Westen.
                                               Sie verbreitete sich rasch im germanischen Raum und diente zu-
                                               nächst auch nur der Nahrungsbeschaffung.
                                               Doch  schon  bald  sah  man  im  Greifvogel  ein  Standessymbol
                                               für Adel und Klerus. Auch am karolingischen Hof kannte man
                                               schon  Falkner,  doch  von  Karl  dem  Großen  schildert  uns  die
                                               Überlieferung, dass er am liebsten mit seinen Hunden und Pfeil
                                               und Bogen Rehe, Hirsche und Eber erlegte.
                                               Wir finden aber so bedeutende Persönlichkeiten wie Stephen von
                                               England oder Wilhelm den Eroberer, die auf dem Teppich von
                                               Bayeux mit einem Falken dargestellt sind. Nicht zuletzt durch
                                               arabische Einflüsse heimkehrender Kreuzfahrer erlebte die Beiz-
                                               jagd im Hochmittelalter eine neue Blüte. Besonderes Interesse
                       Aus seinem Buch         zeigte ihr Friedrich II. von Hohenstauffen.
                    De arte venandi cum avibus
                (Vatikanische Apostolische Bibliothek)


              Dass für Friedrich die Jagd nicht nur ein aristokratischer Zeitvertreib war, sondern eine ernstzunehmende
              Wissenschaft, davon zeugt sein Werk De arte venandi cum avibus – die Kunst mit Vögeln zu jagen.

              Friedrichs Absicht „die Dinge, die sind, darzustellen, wie sie sind“ macht ihn zum kritischen Naturforscher
              und ersten Vertreter empirischer Wissenschaft. Von ihm stammt auch die Aussage „Gewissheit erhält
              man nicht mit dem Ohr“, er verließ sich also nie nur auf das, was man ihm sagte, sondern nur auf das
              was er selbst beobachtete. Seine Erkenntnisse auf dem Gebiet der Verhaltensforschung wurden erst
              von Konrad Lorenz im  0 Jahrhundert übertroffen. Mit seinem Falkenbuch schuf er ein Standardwerk
              der Vogelkunde, das auch heute noch in der Falknerei von Bedeutung ist. Friedrich wollte jedoch nicht
              nur ein Lehrbuch über die Beizjagd verfassen, er stellte auch die Anatomie und Lebensgewohnheiten
              anderer Vogelarten dar, 80 verschiedene Spezies lassen sich identifizieren. Das Werk beeindruckt vor
              allem durch seine sachliche und systematische Darstellungsweise und ist damit einzigartig für das   .
              Jahrhundert.


              Siehe auch Friedrichs Münzen aus italienischen Münzstätten, S. 60-6 .












              DonauwÖrth, kÖnigliche münzstätte


              friedrich ii. von hohenstaufen, 1215-1250, seit 1220 kaiser. Brakteat. Königskopf neben Adler im Profil.  Berger,
              KM  668; Slg. A.  6 ; Slg. Bonhoff  9  ; Steinhilber    ; Svensson S.    , Abb.  0.9a. 0,7  g.     Vorzüglich    0,--


              Brakteat. Königskopf neben steigendem Löwen.  Berger, KM  670; Slg. Bonhoff  9  ; Steinhilber   7; Svensson -.
              0,70 g.                                                                        Vorzüglich    00,--



                                                                                                              7
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